Geschichte
Willkommen zur Geschichte der Schweizer Bahnen
Entdecken Sie die spannende Entwicklung der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) von ihren Anfängen bis zur Gegenwart. Klicken Sie auf eine Epoche, um mehr zu erfahren.
Die frühen Jahre: 19. Jahrhundert
In den 1830er Jahren begannen die Schweizer Nachbarländer mit dem Bau von Eisenbahnen. Dies führte auch
in der Schweiz zu erste Bahnprojekte. Schnell gerieten die verschiedenen Unternehmen mit Ihren Ideen zur
Linienführung, speziell im schweizerischen Mittelland und um den Verlauf der Nord-Süd-Achse, aneinander.
Im Jahre 1844 erreichte die Eisenbahn über eine Linie von Strassburg nach Basel erstmals die
Schweiz.
Die erste Eisenbahnstrecke auf Schweizer Boden verband St. Louis und Basel. Sie war der südlichste Teil
der Bahnstrecke Strassburg–Basel, gebaut und betrieben von der Compagnie de Strasbourg à Bâle unter der
Leitung von Nicolas Koechlin. Die Eröffnung der Strecke erfolgte am 15. Juni 1844, der Französische
Bahnhof in Basel wurde als permanenter Bahnhof jedoch erst am 11. Dezember 1845 fertiggestellt.
Das erste schweizerische Binnen-Projekt der Schweizerischen Nordbahn, nämlich eine Linie von Zürich nach
Basel zu bauen, war nur teilweise erfolgreich. 1847 wurde der Bau wegen Konzessionsstreitigkeiten in
Baden beendet. Der
Streit entstand
auf der Basis des ersten Eisenbahngesetzes von 1852, welches den Bau und den Betrieb von Eisenbahnen den
einzelnen Kantonen überliess.
Geplant wurde diese erste Binnenbahnstrecke 1846 entlang der Limmat, der Aare und des Rheins von Zürich
nach Basel. Die beiden Basler Halbkantone lehnten das Projekt ab, was dazu führt, dass nur die Strecke
Zürich-Baden gebaut werden konnte. Im August 1847 wurde diese erste Strecke eröffnet. Innert 45 Minuten
fuhr die «Spanisch Brötli Bahn» vom Zürcher Hauptbahnhof nach Baden.
Der Namen der Bahn stammt von einem Badener Blätterteiggebäck, dem «Spanischen Brötli», das bei den
wohlhabenden Zürcher sehr beliebt war. Im 17. Und 18. Jahrhundert wurde das leckere Gebäck von
Dienstboten zu Fuss im 25 km entfernten Baden geholt werden. Nun konnte das Gebäck mit Hilfe des neuen
Verkehrsmittels schnell und unkompliziert nach Zürich transportiert werden.
Im Verlauf der 1850er- und 1860er-Jahre folgte ein rascher Ausbau des Eisenbahnnetzes. Private
Gesellschaften wie die Schweizerische Centralbahn (SCB), die Nordostbahn (NOB) und die Vereinigten
Schweizerbahnen (VSB) bauten Strecken, die die wichtigsten Wirtschaftszentren des Landes verbanden.
Jedoch führte die Vielfalt an privaten Unternehmen auch zu Herausforderungen: Unterschiedliche Tarife,
technische Standards und ein Mangel an Koordination machten den Bahnverkehr ineffizient. Zudem gerieten
viele der privaten Unternehmen in finanzielle Schwierigkeiten, da die Kosten für den Bahnbau und Betrieb
enorm hoch waren.
Bis in die 1870er Jahre entstanden verschiedene Hauptlinien wie etwa die Linie Basel-Olten mit
Abzweigungen nach Aarau, Luzern und Burgdorf oder Bern-Thun. Es gab jedoch noch keine Verbindungen nach
Italien. Ein heftiger Streit entbrannte unter nationalen und ausländischen Bewerbern. Der Entscheid der
Vertragspartner fiel schliesslich 1869 auf die Gotthardbahn. Diese nahm das für damalige Zeiten
visionäre Projekt 1872 in Angriff. 1882 konnte der Tunnel und die dazugehörige Bahnlinie - trotz grosser
finanzieller Problemen - eingeweiht werden.
Mit der Industrialisierung und der steigenden Nachfrage nach einem zuverlässigen Transportnetz wuchs der
Druck, eine zentrale Lösung zu finden.
Die Spanisch Brötli Bahn
Die Verstaatlichung: Ein Wendepunkt in der Schweizer Bahngeschichte
Die Idee einer zentralisierten Eisenbahnverwaltung nahm Gestalt an, als sich die Probleme der privaten
Betreiber weiter zuspitzten. Politische Diskussionen über die Rolle des Staates im Bahnbetrieb führten
schliesslich zu einer Volksabstimmung am 20. Februar 1898.
Vor der Abstimmung hatten sowohl Gegner als auch Befürworter durchaus stichfeste Argumente für Ihre
Position vorgebracht. Die Gruppe der Gegner bestand hauptsächlich aus den privaten Bahnbetreiber und
deren Aktionären sowie den geldgebenden Banken. Der Ausgang der Abstimmung war unklar. Schliesslich nahm
das Volk dieses Staatsbahnprojekt mit 386'634 Ja-Stimmen gegen 182'716 Nein-Stimmen an.
Am 1. Januar 1902 wurde die Schweizerische Bundesbahnen AG (SBB) gegründet. Die SBB übernahm einige
kleinere Privatbahnen sowie die folgenden vier grossen Bahngesellschaften:
• Schweizerische Centralbahn (SCB)
• Schweizerische Nordostbahn (NOB)
• Vereinigte Schweizerbahnen (VSB)
• Jura-Simplon-Bahn (JS)
1909 wurde auch die Gotthardbahn-Gesellschaft verstaatlicht. Zu diesem Zeitpunkt umfasste das SBB-Netz
bereits eine Streckenlänge von fast 2700 km.
Zu den wichtigsten Innovationen des neu gegründete Unternehmen SBB zählte das einheitliche Tarifsystem
und der nun überregional geregelte Betrieb der Eisenbahnen. Diese Massnahmen trugen wesentlich zur
Verbesserung des Bahnverkehrs bei.
Der zentrale Verwaltungsansatz ermöglichte effizientere Abläufe, bessere Infrastrukturprojekte und eine
höhere Sicherheit. Zunächst gab es fünf Kreisdirektionen, aus denen 1923 die drei SBB-Kreisdirektionen
in Lausanne, Luzern und Zürich entstanden. Die ehemalige Centralbahnverwaltung Basel wurde dem Sitz in
Luzern angeschlossen, der bisherige Kreis St. Gallen der Kreisdirektion Zürich.
Neben der SBB gab es in der Schweiz weiterhin verschiedene Privatbahnen. Die nach ihrem
Verkehrsaufkommen grösste Privatbahn, die Berner Alpenbahn-Gesellschaft oder
Bern-Lötschberg-Simplon-Bahn (BLS) nahm 1913 mit dem Lötschbergtunnel die auf lange Zeit letzte grosse
Ergänzung des normalspurigen Netzes in Betrieb.
Bild vom Bau des Gotthardtunnels in 1882
Die Bahn in Kriegszeiten
Die Zeit von 1914 bis 1945 war für die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) eine prägende Periode, die von
verschiedenen Herausforderungen, Umstrukturierungen und Entwicklungen geprägt war.
Während des Ersten Weltkrieg, der von 1914–1918 dauerte bestand ein erhöhter Bedarf an Transporten.
Truppen, Waffen und Material mussten transportiert werden. Die SBB spielte eine wichtige Rolle bei der
Unterstützung der Kriegsanstrengungen, sowohl für die Schweizer Armee als auch für die Versorgung der
Bevölkerung. Viele Personenzüge wurden gestrichen, um Güterverkehr zu priorisieren.
Die Zwischenkriegszeit, die von 1919–1939 dauerte, brachte eine Reihe von technologischen Entwicklungen.
In den 1920er Jahren erlebte die SBB Fortschritte in der Elektrifizierung des Schienennetzes. Zunehmend
wurden die mit Kohle, Holz und Öl befeuerten Dampflokomotiven durch elektrische Zugsmotoren ersetzte.
Dies trug zu einer Effizienzsteigerung bei und senkte die Betriebskosten. Neue Fernverkehrsverbindungen
entstanden und der internationale Verkehr wuchs, nicht zuletzt durch die zunehmende Bedeutung von Zügen
wie dem Orient-Express und anderen internationalen Schnellzügen.
Die SBB hatte in den 1920er und 1930er Jahren mit finanziellen Problemen zu kämpfen, da die Einnahmen
durch die Weltwirtschaftskrise von 1929 und sinkende sanken. Diese Krise führte zu einem Sparprogramm
und einer Reduzierung einiger Strecken.
Mit dem Zweiter Weltkrieg, der von 1939 bis 1945 dauerte, spielte die SBB wiederum eine zentrale Rolle
beim Transport von Truppen, Material und Kriegslogistik, sowohl für die Schweizer Armee als auch im
Rahmen von Lieferungen zu den Nachbarländern. Der Transport von Kriegsgefangenen und Flüchtlingen war
ebenfalls ein bedeutender Aspekt des Bahnbetriebs.
Trotz der Neutralität der Schweiz wurden die Bahnen auch im internationalen Kontext gebraucht. Es gab
enge Verbindungen zu Deutschland und Italien, da die Schweiz als Durchgangsland für den Transport von
Kriegsversorgungen und auch von Flüchtlingen fungierte.
Während des Krieges war der Personenverkehr wiederum eingeschränkt, und viele Ressourcen wurden auf den
militärischen Güterverkehr umgeleitet. Die Infrastruktur war durch den erhöhten Bedarf stark belastet,
und es gab regelmässige Engpässe. Es wurden auch Bahnhöfe und Gleise für militärische Zwecke umgebaut
oder verstärkt.
Repatriierung verwundeter Kriegsgefangener durch das IKRK nach Konstanz in einem SBB-Zug, Januar 1945.
Die Elektrifizierung
Die Zeit von 1946 bis 1980 war für die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) eine Phase bedeutender
Entwicklungen und Umstrukturierungen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 erlebte die SBB eine
Phase der Erholung. Schnell wurden Geleise und weitere Infrastrukturbereiche repariert. In den späten
1940er und 1950er Jahren profitierte die Schweiz vom wirtschaftlichen Aufschwung nach dem Krieg. Dies
führte zu einer Zunahme der Nachfrage im Personen- und Güterverkehr. Die SBB setzte auf eine
Verbesserung und Expansion des Angebots. Die Elektrifizierung, die 1888 mit der Tramway
Vevey-Montreux-Chillon begann, wurde weiter ausgebaut, was vor allem den Betrieb effizienter machte und
den Kraftstoffverbrauch reduzierte. Besonders die Hauptstrecken und stark frequentierten Linien wie
Zürich–Bern, Zürich–Basel und Zürich–Lausanne wurden zunehmend elektrifiziert.
Zwischen 1960 und den 1970er Jahre begann die SBB moderne Diesel- und Elektrolokomotiven wie die Re 4/4
(Elektrolokomotive) und Re 6/6 (für schwere Güterzüge) einzusetzen. Diese Lokomotiven waren
leistungsstärker und zuverlässiger, was die Effizienz des Betriebs nochmals steigerte.
Ab den 1960er Jahren wurden dann auch die ersten Intercity-Züge eingeführt, die die Fahrzeiten zwischen
den grossen Städten der Schweiz erheblich verkürzten. Auch das internationales Angebot - insbesondere mit
TGV-Verbindungen nach Frankreich und ICE-Zügen nach Deutschland - wurde erweiter. Ebenfalls in den
1960er und 1970er Jahren wurden viele grössere Bahnhöfe, wie der Bahnhof Zürich Hauptbahnhof,
modernisiert oder erweitert, um dem steigenden Verkehrsaufkommen gerecht zu werden und den Komfort für
Reisende zu verbessern.
Der wirtschaftliche Aufschwung hatte aber auch negativen Auswirkungen für die SBB. Ab den 1950er Jahren
kauften immer mehr Menschen sich ein Auto. In den 1960er Jahren begann auch die Luftfahrt, insbesondere
auf internationalen Strecken, an Bedeutung zu gewinnen. Die Passagierzahlen begannen merklich zu sinken.
Auch der Güterverkehr verlagerte sich dank des Strassenausbus zunehmenden von den Schienen auf die
Strasse. Die SBB reagierte darauf, indem sie versuchte, den Schienengüterverkehr effizienter zu
gestalten und moderne Waggons sowie Transportkonzepte wie den Rollenden Autobus einzuführen.
Ebenfalls verstärkte sie in den 1970er Jahren ihre Zusammenarbeit mit den Nachbarbahnen, um
grenzüberschreitende Transporte effizienter zu gestalten. Jedoch stiegen Betriebskosten weiter und der
Wettbewerb mit anderen Verkehrsträgern verringerte die Rentabilität. Diese Entwicklung führten
schliesslich zu Strukturreformen, welche die Grundlage für die weitreichenden Veränderungen in den
1990er Jahren bildeten.
Be 2/2 Nr. 14 mit Beiwagen vor dem Depot Clarens.
Die SBB im 20. & 21. Jahrhundert: Modernisierung, Nachhaltigkeit und Innovation
Zwischen 1990 und 2024 erlebte die Schweizerische Bundesbahnen (SBB) mehrere bedeutende Veränderungen,
die sowohl technologische Fortschritte als auch betriebliche Umstrukturierungen umfassten.
Ab den 1990er Jahren begann eine Marktöffnung des Schienenverkehrs. Diese war Teil einer breiteren
Liberalisierung des europäischen Eisenbahnmarktes, die auch die Schweiz betraf. Im Jahr 1999 trat das
Bundesgesetz über die Eisenbahnen in Kraft, das die Grundlage für die Trennung von Infrastruktur und
Betrieb schuf. Dadurch wurde die Infrastruktur (Gleise und Bahnhöfe) von den Betriebsunternehmen
(Zugbetreibern) getrennt. Diese Reform sollte die Wettbewerbsfähigkeit und Effizienz des
Schienenverkehrs verbessern und die Privatisierung bestimmter Bereiche fördern.
2000 nahm die SBB den ICE (InterCity Express) auf der Strecke Zürich–Berlin in Betrieb. Auch die
TGV-Lyria-Verbindungen nach Frankreich wurden weiter ausgebaut, was die internationale Vernetzung und
den Komfort für Reisende deutlich verbesserte.
Ausserdem setzte sie die Elektrifizierung des Schienennetzes fort und stellte sicher, dass der Grossteil
des Netzes bis 2008 elektrisch betrieben wurde. Zusätzlich wurden viele ältere Stationen und Züge
modernisiert. In den 2000er Jahren wurden dann viele der alten Lokomotiven und Waggons durch moderne
Züge ersetzt. Der erste ICN (InterCity-Neigezug) kam zum Einsatz, der eine höhere Geschwindigkeit und
besseren Komfort bot.
Eines der wichtigsten Infrastrukturprojekte des neuen Jahrhunderts war der Bau des
Gotthard-Basistunnels, welches im Jahr 2016 eröffnet wurde. Der Längste und tiefste Eisenbahntunnel der
Welt verkürzt Reisezeiten zwischen Zürich und Mailand erheblich und stellt einen bedeutenden Meilenstein
für die europäische Schieneninfrastruktur dar. Mit einer Länge von 57,1 km ermöglicht er einen direkten,
schnellen und effizienten Verkehr durch die Alpen.
Zwischen 1990 und 2024 hat sich die SBB zu einem hochmodernen, innovativen und umweltfreundlichen
Transportunternehmen entwickelt. Besonders in den Bereichen Nachhaltigkeit, der internationalen
Vernetzung und Digitalisierung hat sich die SBB neu positioniert und die Bedeutung des Schienenverkehrs
für die Schweiz weiterhin aufrecht erhalten.
Ein FV-Dosto Zug der SBB, welcher trotz starkem Schneefall fährt.